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Wer hat die Macht, wer die Verantwortung?

Hast du schon einmal folgenden Satz von jemandem gehört: „Du machst mich traurig.“? Oder hast du mal zu jemandem gesagt: „Du machst mich wütend.“? Diese Sätze implizieren vor allem eines, nämlich dass wir Kontolle über die Gefühle anderer Menschen haben. Doch ist das so?
Macht über die eigenen Gefühle
Die Gewaltfreie Kommunikation dient unter anderem dazu, Streit vorzubeugen bzw. Streigespräche besser zu führen. Demnach soll man beim Ausdrücken der eigenen Gefühle darauf achten, nicht angreifend und in der Du-form zu sprechen.
Die oben genannten Sätze werden mit der Gewaltfreien Kommunikation also gestrichen, weil sie anklagend wirken. Wenn du so etwas sagst, gibst du deinem Gegenüber das Gefühl, er hätte etwas falsches getan. Das hört niemand gern.
Es gibt aber noch einen weiteren Knackpunkt an dieser Formulierung. Du gibst deinem Gegenüber auch Macht. Die Macht über deine Gefühle.
Wenn jemand anderes dich traurig gemacht hat, dann bedeutet das ganz einfach, dass er deine Gefühle unter Kontrolle hatte und dafür gesorgt hat, dass du traurig bist, ohne dass du einen Einfluss darauf gehabt hättest.
In Wirklichkeit ist es aber so, dass du gar nicht hättest traurig werden müssen, ganz gleich was diese Person getan hat. Es lag im Grunde ganz und gar in deiner Macht. Die richtige Formulierung ist also: „Ich bin deswegen traurig.“, nicht nur zur Vermeidung von Streit.
Perspektive schafft Gefühle
Nehmen wir eine Beleidigung. Wenn dich jemand in einer fremden Sprache beleidigt und du kein Wort verstehst, bist du dann beleidigt? Wohl kaum. Eine Beleidigung ist nichts weiter als eine simple Wertungsfreie Aussage, bis man ihr einen Wert beimisst.
„Du bist blond.“
Eine simple Aussage über dich. Wenn du blonde Menschen nicht magst oder in irgendeiner Form Vorurteile über sie hast, dann fühlst du dich davon wahrscheinlich beleidigt.
Hast du allerdings keine schlechte Meinung über blonde Menschen, dann fasst du das nicht als Beleidigung auf oder vielleicht sogar als Kompliment. Ob du dich beleidigt fühlst ist also immer nur eine Sache der Perspektive.
Ob dich etwas traurig macht, oder wütend, oder auch glücklich ist ebenso immer nur eine Frage der Perspektive.
Du bist verantwortlich
Verantwortlich für deine Gefühle bist also immer du selbst. Ich finde es nicht besonders erstrebenswert, meine Gefühlslage der Verantwortung anderer zu überlassen. Frag dich doch einfach, ob du das willst. Willst du jemand anderen über deine Gefühle bestimmen lassen? Das kann ich mir nicht vorstellen.
Wenn du also das nächste Mal beleidigt wirst, oder irgendetwas anderes und du in Versuchung bist etwas zu sagen wie: „Du machst mich traurig.“, dann frag dich doch einfach mal ob du jetzt gerade die Macht über deine Gefühle an dein Gegenüber abgeben willst.
Mach andere Menschen nicht für deine Gefühle verantwortlich. Nimm die Verantwortung auf dich, denn mit der Verantwortung kommt auch die Fähigkeit, sie zu beeinflussen, so wie du das möchtest.
…aber nur für dich
Was für deine Gefühle gilt, das gilt aber auch für die Gefühle anderer Menschen. Ein Kumpel erzählte mir vor einiger Zeit, dass ihm eine Arbeitskollegin ihre Nummer zugesteckt hatte, er aber nichts von ihr wolle und dass er nun nicht wisse was er machen solle. Er wollte sie schließlich nicht verletzen.
Ich riet ihm ihr klar zu machen, was er will und was er nicht will. Wie sie damit umgehen würde war ihre Sache. Warum sollte er sich denn auch unglücklich machen und irgendwelche Zugeständnisse machen, bloß um sie nicht zu verletzen? Er hatte schließlich nicht um ihre Nummer gebeten.
Es versteht sich, dass er seine Gefühle in einem angemessenen Rahmen deutlich gemacht hat. Doch deutlich machen musster er sie.
Das heißt natürlich auch nicht, dass du herum laufen sollst und die Leute absichtlich so behandeln, dass sie am Ende verletzt sind. Nein, das heißt einfach nur, dass es nicht deine Verantwortung ist, wie die Menschen mit ihren Gefühllen umgehen.
Es kann natürlich schwierig sein, eine Grenze zu ziehen. Wenn du weißt wie du Menschen manipulieren kannst und das zu deinem Vorteil einsetzt, weiß ich nicht ob man da noch von komplett fehlender Verantwortung sprechen kann. Aber so etwas tust du natürlich sowieso nicht.
Doch wenn du niemanden absichtlich verletzen wolletst, dann mach dir bewusst, dass es nicht deine Schuld ist und mach dir keine Vorwürfe. Oft reicht auch schon eine einfache Erklärung dessen, dass du es nicht böse gemeint hast.
Denke daran, dass du dich um dich kümmern darfst, dass du auch mal nein sagen darfst und dass du deinen Weg gehen darfst. Und wenn sich irgendwer darüber aufregt, dann sollte das nicht dein Problem sein.
Gibst du anderen Menschen die Macht über deine Gefühle? Und lässt du dir auch mal die Verantwortung in die Schuhe schieben? Bist du vielleicht der Ansicht, dass wir sehr wohl für die Gefühle anderer Menschen die Verantwortung tragen müssen? Schreib einen Kommentar, ich freue mich über dein Feedback. 🙂
Sei du selbst und geh deinen Weg!


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