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Schlechte Gewohnheiten loswerden – so geht's

Schlechte Gewohnheiten haben wir alle. Besonders zum Jahreswechsel denkst du vielleicht darüber nach, was du im neuen Jahr besser machen kannst. Doch auch in der Zwischenzeit lohnt es sich für dich allemal dir über deine hinderlichen Angewohnheiten Gedanken zu machen. Warum es überhaupt so schwer ist und wie du es trotzdem schaffen kannst erkläre ich hier.

Warum es so schwer ist schlechte Gewohnheiten loszuwerden

Vereinfacht gesagt ist es so, dass dein Unterbewusstsein denkt, wenn du eine Gewohnheit loslässt, dass du dann sterben musst.
Verhaltensweisen, die sich als nützlich erweisen, werden mit ins Repertoire aufgenommen. Du denkst automatisch, diese Verhaltensweisen brauchst du, um zu überleben.
Wenn es nicht so wäre, dann wärst du ja schon tot. Hat wahrscheinlich wie immer mit der Evolution, den wilden Tieren und Unwettern zu tun.
Essen und Trinken sind genauer Betrachtet ja auch eine Gewohnheit. Hunger kennen in den westlichen Ländern nur die wenigstens. Diese Gewohnheit brauchst du um zu überleben. Man kann sich das aber auch abgewöhnen. Das nennt man dann Anorexie oder Magersucht und die Folge ist tatsächlich in vielen Fällen der Tod.
Dein Unterbewusstsein behandelt alle, auch schlechte Gewohnheiten wie die Nahrungsaufnahme. Es stuft das Ändern dieser als gefährlichen Akt mit möglicher Todesfolge ein. Das ist im Wesentlichen der Grund, warum du schlechte Gewohnheiten so schwer loswirst, wenn du sie erst einmal etabliert hast.

Der Impuls ist der Schlüssel

Wenn du deine Gewohnheit nachhaltig loswerden willst dann solltest du nicht auf die Idee kommen dir selbst zu befehlen: „Ab morgen machst du das einfach nicht mehr!“
Wahrscheinlich wird das nicht klappen. Und dann denkst du. „Oh Gott, ich bin ein Versager, nicht mal das bekomme ich hin.“ Das senkt erst einmal ordentlich dein Selbstwertgefühl und dir fehlt die Energie deine Gewohnheit tatsächlich zu bekämpfen. Ein Teufelskreis also.
Zunächst einmal musst du deine Gewohnheit ergründen. Es hat schließlich seine Gründe, warum du das machst und es nicht lassen kannst.
In der Regel passieren immer wieder bestimmte Dinge, die dir dann einen Impuls liefern und dich dazu verleiten etwas bestimmtes wieder zu tun.
Nimm zum Beispiel Frustessen. Das machst du immer wenn es dir nicht gut geht, wenn du gestresst bist oder wenn du das Gefühl hast dir würde irgendetwas fehlen. Anstatt heraus zu finden was dir wirklich fehlt stopfst du dich voll.
Oder das Fingernägel-Knibbeln. Wahrscheinlich machst du das wenn du dich unwohl fühlst, wenn du nervös bist, wenn du Langeweile hast oder wenn du siehst, dass ein Stück deines Nagels schon weghängt.
Ich selbst kann ein Lied singen von den Impulsen, die einen zum Rauchen verleiten. Die Wohnungstür, der Kaffee, der volle Bauch nach dem Essen, die Pause zwischendurch, die Werbepause. Aber auch Ärger und Stress gehören hier natürlich dazu.
Es verhält sich in dem Fall so: Ich sehe die Wohnungstür, wenn ich nach Hause komme. Sofort springt in meinem Kopf ein Lämpchen an und schreit: Jetzt erst einmal eine rauchen. Schon bin ich gefangen.
So verhält es sich mit allen Impulsen und allen Gewohnheiten. Ein Chirurg sagte vor kurzem einmal zu mir: „Kenne deinen Feind.“ Er meinte damit das sprudelnde Blut, das aus meinem Oberschenkel kommen würde. Aber auf die Impulse passt das natürlich genauso gut. 😉
Um sie bekämpfen zu können musst du sie erst einmal kennen lernen. Also nimm dir doch einfach mal ein paar Tage zeit um die Impulse alle auszumachen.
Wenn du merkst, dass du es machen willst, dann denke darüber nach, was diesen Wunsch gerade ausgelöst hat. Frage dich auch, was du dir davon erhoffst bzw. welches Bedürfnis dieses Verhalten jetzt gerade erfüllen soll.
Schreib dir am Besten alles dazu auf, wann es passiert, welchen Impuls du gefunden hast und auch welche Bedürfnisse vorher aufgekommen sind.
Um nacher einfacher auszumachen, womit du anfangen solltest kannst du auch eine Bewertung dazu schreiben, wie dringend dein Bedürfnis war, dich so zu verhalten.

Impulsliste abarbeiten

Hast du die Impulse erst einmal ein paar Tage lang festgehalten, dann hast du jetzt wahrscheinlich eine beachtliche Liste. Viele der Situationen und Impulse werden sich wiederholen und ähneln.
Trage sie zusammen und mache eine Liste daraus, die du dann abarbeiten kannst. Am Besten fängst du mit dem einfachsten an.
Im Idealfall weißt du schon vorher, wann dein Impuls kommen wird. Nehmen wir zum Beispiel wieder die Wohnungstür.
Ich weiß, wenn ich jetzt aus dem Auto aussteige und die Treppen hinauf steige dann kommt die Wohnungstür und mit ihr der Impuls. Ich bin vorbereitet.

  • Nimm dir fest vor, dieses Mal etwas anderes zu machen. Stell dir jetzt schon vor, wie du das machen wirst.
  • Wenn du dann vor „deiner Wohnungstür“ stehst lass den Impuls kommen.
  • Akzeptiere dass er da ist. Versuche nicht ihn zu unterdrücken.
  • Lass ihn weiterziehen. Denk daran, dass er vorbei ziehen wird, wenn du ihn einfach nicht beachtest.

Im Komplettset zum Thema Selbstbewusstsein stärken von Moritz Bauer habe ich zu solchen Situationen eine wirklich schöne Übung gelesen.
Stell dir vor du sitzt irgendwo und liest. Dein Handy klingelt. Normalerweise würdest du jetzt wahrscheinlich aufspringen und machen, dass du schnell ans Handy kommst.
Jetzt bleibst du einfach ganz entspannt und lässt das Telefon klingeln. Einfach so. Du liest ganz ruhig weiter. Dabei lässt du das Klingeln langsam aber sicher in den Hintergrund treten und konzentrierst dich voll auf dein Buch.
Das funktioniert auch mit Gefühlen, ebenso wie den Impulsen, die du bekämpfen willst. Versuche dir diese Metapher in Erinnerung zu rufen, wenn der Impuls kommt.
Unterdrücke ihn nicht, sondern lass ihn in den Hintergrund treten und konzentrier dich auf das, was du jetzt stattdessen machen willst.
Durchschnittlich ist der Impuls nach dem dritten mal weg. Für immer, wenn du ihn nicht wieder aufkommen lässt. Tadaa.
Bis vor etwa 2 oder 3 Jahren hatte ich einen üblen Tick. Es war schon eine echte Zwangsneurose schätze ich.
Die Leute hier in der Ortenau haben es sich zur Aufgabe gemacht, die deutsche Sprache zu verschandeln. Statt „als“ sagen sie „wie“. Also: „Dieses Auto ist schöner wie das.“
Bah! Es widerstrebt mir das auch nur zu schreiben.
Ich hasse es, wenn jemand das tut. Ich hasse es übrigens heute noch. Damals konnte ich mich nicht zurückhalten und sagte automatisch laut und genervt: „ALS!“
Selbst wenn ich es nicht hätte tun sollen hab ich’s getan. Im Unterricht zu meinem Lehrer, zum Fernseher wenn einer darin so etwas sagte oder zu meinem Freund und dessen Freunden.
Hin und wieder habe ich auch andere falsche Ausdrücke korrigiert. Aber diesen besonders. Dass ich mich damit nicht sehr beliebt gemacht habe, kannst du dir sicher vorstellen.
Der Impuls war hier ziemlich einfach – Jemand benutzt falsche Aussprache und ich habe das Bedürfnis dies zu korrigieren.
Ich habe mit dem einfacheren angefangen, nämlich nicht den „wie’s“ sondern alles andere, was falsch war. Den Impuls habe ich einfach übergangen. Nach ein paar Mal üben war das Thema gegessen.
So habe ich dann meinen „Beherrsch-dich-Muskel“ trainiert und konnte das gleiche Prinzip dann auch auf den schlimmeren Teil anwenden. Es hat geklappt. Ich habe seither niemanden mehr wegen eines Wie’s verbessert.
Nicht, dass es mich nicht mehr stören würde – das tut es, wie du vielleicht gemerkt hast, aber ich habe eine meiner störenden Gewohnheiten abgelegt.
Das Prinzip funktioniert mit Verhaltensweisen ebensogut wie mit negativen Gedanken. Auch deine Gedanken kannst du dir abtrainieren. Du musst sie bloß durch eine positive alternative ersetzen – mit der gleichen Vorgehensweise.
Eine Sache liegt mir noch am Herzen – ich habe zwar meine Verbesserungswut weg bekommen aber zum Beispiel das Rauchen habe ich mir noch nicht abgewöhnt. Es gibt eben Dinge die sind einfacher und andere, die sind schwieriger.
Mach dich nicht fertig wenn es nicht gleich klappt, oder wenn du dich nochmal intensiver damit beschäftigen musst.
Du musst dich nicht wie ein Versager fühlen, nur weil du mal einen schlechten Tag hast und nicht so willensstark bist. Das führt sowieso nur wieder in die Abwärtsspirale.
So, nun solltest du Fit sein, um schlechte Gewohnheiten effektiv zu bekämpfen. Leg am Besten gleich los!
Welche Gewohnheiten hast du dir schon abgewöhnt, welche noch nicht? Ich freue mich über dein Feedback. 🙂
Sei du selbst und geh deinen Weg!