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Du kannst mehr als du denkst

Ich kann nicht. Kommt dir dieser Satz bekannt vor? Meistens ist er einfach nur eine glatte Lüge, die du dir selbst auftischst. Denn du kannst.
Im täglichen Sprachgebrauch gibt es ein paar Wörter die du mit großer Wahrscheinlichkeit immer wieder falsch verwendest. Zu diesen Wörtern gehören unter anderem

  • müssen
  • sollen
  • können

Du musst gar nichts, außer sterben

Das Wort müssen ist dabei eine ganz knifflige Sache. Wir sagen immer wieder Dinge wie „Ich muss zur Arbeit gehen“, „Ich muss die Wäsche waschen.“ etc. Das stimmt aber nicht ganz. Du musst im Grunde nur eins, nämlich irgendwann sterben. Da kommen wir leider alle nicht drum herum. Falls du doch einen Weg gefunden hast schreib mir bitte und erklär mir wie es geht!
Es verhält sich ganz einfach so, dass du zur Arbeit gehen kannst. Du kannst es aber auch lassen. Wenn du es lässt, dann hat das höchstwahrscheinlich Konsequenzen, die du gerne vermeiden möchtest. Wenn du einen Vertrag unterschreibst, dann verpflichtest du dich zu gewissen Dingen und wenn du eben diese Dinge nicht einhältst dann folgen darauf Reaktionen, die vorher festgelegt wurden.
Das heißt du kannst zur Arbeit gehen und du darfst nicht Grundlos zu Hause bleiben, wenn du eigentlich arbeiten müsstest. Die richtige Ausdrucksweise würde dann also eher lauten: „Ich will zur Arbeit gehen, weil ich die Konsequenzen vermeiden will, die sonst darauf folgen.“
Und schon ist das kleine, böse Wörtchen müssen ein für alle Mal ausgehebelt.

Du sollst was andere wollen

Ähnlich verhält es sich mit dem Wort sollen. Du sollst vielleicht einer geregelten Arbeit nachgehen, um Mal beim Sachverhalt zu bleiben. Wer sagt das eigentlich? Wer sagt dir eigentlich was du sollst und was du nicht sollst? Wenn du etwas sollst, dann heißt das in der Regel dass irgendjemand irgendein Verhalten von dir erwartet, aus welchem Grund auch immer.
Immer wenn du glaubst du sollst etwas tun oder lassen, dann frag dich einfach Mal wer das eigentlich sagt und warum du das sollst. Wenn du selbst ohne Wenn und Aber der festen Überzeugung bist, dass es eine Gute Sache ist, go for it. Aber wenn du feststellst, dass du dir gerade eine fremde Erwartung aufbürdest, dann solltest du dir das Ganze nochmal gründlich überlegen.
Ja, ich habe dir gerade gesagt dass du etwas tun sollst, also denk erst einmal gut darüber nach, ob du das auch wirklich machen willst weil es für dich Sinn macht.
Auch hierbei geht es oft um Konsequenzen. Dein Freund sagt dir, du sollst zu Hause bleiben und den Abend mit ihm verbringen zum Beispiel. Du musst das nicht tun. Du sollst es tun und zwar, weil er es von dir erwartet. Du könntest nun also sagen: „Achwas ich mach mein eigenes Ding.“ Kannst du tun. Nur wird es dann Konsequenzen geben, die du nicht unbedingt willst. Wenn du dich entschließt etwas, das du sollst nicht zu tun, dann denk auf jeden Fall darüber nach ob du die Konsequenzen tragen möchtest.

Du kannst mehr als du glaubst

Auch das Wort können wird üblicherweise oft und schädlich verwendet. In der Schule haben wir zum Beispiel oft gefragt: „Kann ich Mal aufs Klo gehen?“. Und unser Apfel-süchtiger Mathelehrer pflegte darauf zu antworten: „Ich weiß wirklich nicht ob du das kannst. Aber wenn du wissen willst ob du es darfst, dann ja.“
Wenn ein Lehrer verneint hätte, dann wäre betreffender Schüler wahrscheinlich da gesessen und hätte still in sich hinein gedacht: „Ich kann nicht aufs Klo gehen.“ Solange er zwei gesunde Beine hat kann er natürlich aufs Klo gehen. Ansonsten vielleicht rollen. Fakt ist, er kann.
Ich weiß nicht ob das bewusst oder unbewusst beabsichtigt ist, dass die Kinder, die einmal zu erwachsenen Kindern werden denken, sie könnten nicht. Auf jeden Fall aber bewirkt unsere Erziehung oft genau das. Denn oft glauben wir, wir könnten etwas nicht, weil wir das nicht sollen oder etwas anderes müssen.
Wann immer mir jemand erzählt er möchte etwas gern, kann aber nicht erkläre ich ihm folgendes:
Nehmen wir ein Schachspiel. Das Pferd darf in L-Form springen, soweit die Regel. Da mag jetzt der Eine oder Andere wieder geneigt sein zu sagen: Ich kann das Pferd nicht einfach um Eins nach rechts verschieben. Er darf es nicht, das ist richtig. Aber er kann.
Wenn du mir das jetzt nicht glaubst, nimm dir ein Schachbrett stell ein Pferd darauf und bewege es ein Feld nach rechts. Und wenn du jetzt Blut geleckt hast und Mal so richtig aus der Reihe tanzen willst dann stell es ans andere Ende des Brettes und irgendwo hin, wo schon eine andere Figur steht…
Ok, du hast vollkommen Recht. Es ergibt nicht wirklich viel Sinn die Figuren in einem Schachspiel fernab der Regeln zu bewegen. Wichtig ist ja nur, zu wissen, dass du kannst, wenn du willst. Und das ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.

Denn viele unserer Grenzen setzen wir uns selbst, imaginär. Wenn es dann noch imaginäre Freunde gibt, die diese Grenzen verteidigen, dann wird es natürlich kritisch. Viele dieser Grenzen existieren aber nicht wirklich.
Wenn du dich also das nächste Mal sagen hörst: Ich kann nicht. Dann frag dich, ob du wirklich nicht kannst. Oder ob du vielleicht nur glaubst, dass du nicht sollst. Oder ob du vielleicht nicht darfst. Oder ob du vielleicht ganz einfach nicht willst.
Wie oft verwendest du die Begriffe so, dass sie dich begrenzen? Wann hätte es dir schon Mal geholfen, wenn du sie in Frage gestellt hättest? Hinterlass einen Kommentar, ich freue mich auf deine Nachricht. 🙂
Sei du selbst und geh deinen Weg!